Von der Diagnose zur Unterstützung: Erste Schritte nach dem Pflegefall
Wenn ein naher Angehöriger plötzlich pflegebedürftig wird, bricht eine Welt zusammen. Die Diagnose, die veränderte Lebenssituation, die neuen Verantwortungen – all das stürzt oft plötzlich und ohne Vorwarnung auf Familien zu. Doch auch in solchen Momenten gibt es Wege, Schritt für Schritt vorzugehen, um Sicherheit zu gewinnen und notwendige Unterstützung aufzubauen.
In diesem Beitrag stellen wir Ihnen die ersten Schritte vor, die Sie direkt nach dem Eintritt eines Pflegefalls ergreifen können, und zeige auf, welche Hilfen und Leistungen Ihnen zur Verfügung stehen.
Den Pflegebedarf feststellen und einschätzen
Der erste Schritt: realistisch einschätzen, welche Hilfe tatsächlich gebraucht wird. Dabei geht es nicht nur um körperliche Unterstützung (Waschen, Anziehen, Bewegung), sondern auch um Haushalt, Betreuung, medizinische Versorgung und Begleitung.
Schreiben Sie auf, bei welchen Tätigkeiten
Unterstützung nötig ist:
- Körperpflege & Mobilität
- Essen & Trinken
- Versorgung von Wohnung & Haushalt
- Medizinische Hilfe, Medikamente
- Soziale Betreuung, Begleitung im Alltag
Diese Einschätzung ist später wichtig für die Begutachtung durch den Medizinischen Dienst (MD) und hilft Ihnen, zielgerichtete Hilfe zu beantragen.
Pflegegrad beantragen
Sobald der Pflegebedarf klarer ist, sollten Sie umgehend einen Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung, insbesondere einen Pflegegrad, stellen. Die gute Nachricht: Der Antrag ist relativ unkompliziert.
Wichtige Hinweise:
- Der Antrag kann formlos erfolgen (z. B. per Brief, E-Mail oder telefonisch).
- Nach Antragstellung beauftragt die Pflegekasse den MD zur Begutachtung, um den Grad der Pflegebedürftigkeit zu bestimmen.
- Bei Ablehnung oder Unklarheiten haben Sie das Recht, Widerspruch einzulegen.
Je früher Sie den Antrag stellen, desto schneller können Leistungen wie Pflegegeld, Pflegesachleistungen oder Unterstützung durch Pflegedienste greifen.
Die passende Pflegeform und Hilfe organisieren
Je nach Situation (Mobilität, Gesundheitszustand, Wohnsituation) kann ambulante Pflege sinnvoll sein.
Prüfen Sie, ob ein ambulanter Pflegedienst in Ihrer Nähe unterstützen kann.
- Klären Sie, wer welche Aufgaben übernimmt – Angehörige, Nachbarn, Ehrenamtliche.
- Stellen Sie sicher, dass rechtliche Dinge geklärt sind: Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung, Patientenverfügung.
- Nutzen Sie Beratungsstellen und Pflegestützpunkte für individuelle Unterstützung.
Wichtig: Pflege ist Teamarbeit – auch wenn es anfänglich überwältigend erscheint.
Eigene Entlastung & Selbstfürsorge nicht vergessen
Die Pflege neuer Angehöriger ist eine Daueraufgabe und körperlich sowie psychisch belastend. Damit Sie langfristig auch selbst gesund bleiben, ist es essenziell, früh Entlastung und Selbstfürsorge einzuplanen.
Regelmäßig Ansprüche prüfen
Der Pflegefall ist kein statischer Zustand – Bedürfnisse, Gesundheitszustand und Lebensumstände verändern sich. Daher ist es wichtig:
- Regelmäßig zu prüfen, ob der Pflegegrad noch passt oder eine Höherstufung nötig ist.
- Die Pflegeorganisation anzupassen (z. B. mehr Stunden, neue Hilfen).
- Unterstützungsangebote neu zu bewerten und gegebenenfalls zu wechseln.
- Den Kontakt zu Pflegeberatung, Pflegedienst und Netzwerken aufrechtzuerhalten.
Schritt für Schritt
Ein Pflegefall wirft die ganze Familie aus der Bahn. Aber Schritt für Schritt lässt sich Struktur, Unterstützung und Entlastung aufbauen. Mit einer stabilen Basis können Sie die Belastung reduzieren – auch in schwierigen Zeiten.
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